Herzlich Willkommen an der Koordinationsstelle für Muschelschutz in Bayern
Koordination des Muschelschutzes in Bayern
Übergeordnetes Ziel der vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit seit 2008 geförderten Koordinationsstelle ist die Vernetzung der Forschungsprojekte und Hilfsprogramme im Bereich des Muschelschutzes mit einem Schwerpunkt für die Flussperl- und Bachmuschel. Die Koordinationsstelle ist dem Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie der TU München (Prof. Dr. Geist) angegliedert und arbeitet in enger Abstimmung mit dem Bayerischen Landesamt für Umwelt.
Aufgabenschwerpunkte und Ziele:
- Informations- und Wissenstransfer, Moderation
- Beratung von Behörden, Verbänden und lokalen Akteuren im Muschelschutz
- Erarbeitung von Konzepten für den Muschelschutz; Unterstützung bei der Maßnahmenplanung
- Initiierung und Betreuung von Forschungsvorhaben, Evaluation
- Erfassung der Bestandsentwicklung, Aufbau einer zentralen Dokumentation
- Organisation eines bayernweiten Betreuungsnetzes für prioritäre Muschelvorkommen
Verbreitung und Gefährdungsstatus in Bayern
Die Flussperlmuschel und die Bachmuschel sind vom Aussterben bedroht. Das Vorkommen der Perlmuschel ist in Bayern auf die sehr nährstoff- und kalkarmen Bachläufe der Urgesteinsgebiete vor allem des Bayerischen Walds, des Fichtelgebirges und der Rhön beschränkt. Die Bachmuschel kam bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts bayernweit in den meisten Bach- und Flussläufen vor. Die Untersuchungen zur Bestandsentwicklung zeigen, dass die Art mehr als 90% ihrer ursprünglichen Verbreitung in Bayern verloren hat.
Der starke Bestandsrückgang der in Bayern bis zu 100 Jahre alt werdenden Flussperlmuschel konnte über die letzten Jahrzehnte trotz intensiver Bemühungen nicht gestoppt werden. Seit Jahrzehnten gibt es keine bestandserhaltende Reproduktion der Perlmuschelvorkommen. Heute kommen in 30 der rund 50 bayerischen Flussperlmuschelbestände weniger als 100 Muscheln vor. Gegenwärtig sind in Bayern nur zwei Vorkommen mit mehr als 10.000 Individuen bekannt.
In der Vergangenheit war eine ungenügende Wasserqualität eine der Hauptursachen für den Rückgang der Flussperlmuscheln. Heute verhindert die ungünstige Substratqualität in den meisten Perlmuschelbächen die dringend notwendige Verjüngung der Bestände, da die Jungmuscheln über einen Zeitraum von mehreren Jahren ein stabiles Sohlsubstrat mit einem gut durchströmten und sauerstoffreichen Kieslückensystem (Interstitial) benötigen. Verschlammung und übermäßiger Sediment- und Nährstoffeintrag aus dem Umland sind daher die Hauptgefährdungsfaktoren für die Flussperlmuschel.
Inzwischen liegen mehrjährige Erfahrungen in der Nachzucht von Perlmuscheln vor. Die Jungmuscheln können somit gezielt in strukturell sanierte Bachläufe ausgewildert werden, um die vorhandenen Bestände zu stützen.
Auch für den Erhalt der Bachmuschel wurde bereits Ende der 1980er Jahre ein Artenhilfsprogramm begonnen. In der jüngsten Vergangenheit konnten eine Vielzahl neuer Erkenntnisse zur Ökologie dieser Muschelart gewonnen werden. So zeigte sich, dass die Bachmuschel im Gegensatz zur Perlmuschel in der Lage ist, ein breiteres Spektrum an Lebensräumen zu besiedeln. Diese Unterschiede führen zu anderen Hauptgefährdungsfaktoren für die Muschelart, die bei der Entwicklung und bei der Umsetzung von wirksamen Artenschutzstrategien zu berücksichtigen sind. Beispielsweise spielen direkte Gefährdungsursachen wie intensive Gewässerunterhaltung eine deutlich größere Rolle als bei der Perlmuschel.