Waldbau und Ökosystemmanagement
Die große Mehrheit europäischer Waldökosysteme ist bewirtschaftet. In der Vergangenheit war die Maximierung der Holzproduktion ein übergeordnetes Ziel der Forstwirte. In den vergangenen Jahrzehnten sind jedoch die Forderungen nach anderen Waldleistungen und den Schutz der Biodiversität stark angestiegen. Das Nachkommen dieser Forderungen wird durch einen steigenden globalen Bedarf an Holz und Biokraftstoffen erschwert. Zudem bedrohen der Klimawandel und der damit verbundene Störungsanstieg die nachhaltige Bereitstellung von Ökosystemleistungen. Autonome Waldanpassungsprozesse, wie Veränderungen in der Baumartenzusammensetzung, benötigen Jahrzehnte bis Jahrhunderte. Eine Diskrepanz zwischen Umweltbedingungen und Ökosystemen könnte Wälder destabilisieren und möglicherweise zu einer raschen, unerwünschten Veränderung von Ökosystemen führen.
Daher besteht ein dringender Bedarf an robusten Waldbewirtschaftungsstrategien, die die Resistenz und Resilienz von Waldökosystemen gegenüber dem Klimawandel und zukünftigen Störungen erhöhen und gleichzeitig die gesellschaftlichen Anforderungen an den Wald erfüllen. Eines unserer primären Ziele ist es daher lokal angepasste Bewirtschaftungsoptionen zu identifizieren, die die Waldentwicklung in einen gewünschten Zustand lenken. Unsere Ansätze zur Bewertung von Bewirtschaftungseffekten auf Waldökosysteme umfassen feldbasierte empirische Studien, Manipulationsexperimente, sowie prozessbasierte Simulationsmodellierung.
Empirische Studien
Wir bewerten die Effekte verschiedener Bewirtschaftungsstrategien auf Waldökosysteme. Insbesondere analysieren wir, wie unterschiedliche Bewirtschaftungsstrategien der zunehmenden Komplexität von Umweltveränderungen und gesellschaftlichen Anforderungen gerecht werden können. Dazu gehört beispielsweise die Bewertung potenzieller Synergien und Zielkonflikte zwischen Ökosystemleistungen und Biodiversität. Unsere Forschung liefert somit eine quantitative Grundlage für forstwirtschaftliche Entscheidungen.
Experimentelle Studien
Standardisierte Experimente sind von großer Bedeutung, um die Reaktionen von Ökosystemen auf waldbauliche Maßnahmen zu verstehen. Derzeit administrieren wir 12 Versuchsstandorte in Bayern. Unser ältestes andauerndes Experiment wurde 1976 in einem Bergmischwald initialisiert. Neben Experimenten in Bayern sind wir weltweit an weiteren experimentellen Studien beteiligt.
Simulationsstudien
Wir verwenden prozessbasierte Simulationsmodelle, um zukünftige Auswirkungen der Bewirtschaftung auf Waldökosysteme zu projizieren. Wir simulieren Bewirtschaftungsstrategien unter sich ändernden Klima- und Störungsregimen, um Bewirtschaftungsstrategien zu identifizieren, die nicht nur die Bereitstellung, sondern auch die Stabilität von Ökosystemleistungen optimieren. Darüber hinaus verwenden wir Simulationsmodelle, um die Veränderung von Lebensräumen waldbewohnender Arten zu untersuchen. Des Weiteren bewerten wir die Auswirkungen von Bewirtschaftung auf Störungsregimes, um Strategien zur Reduzierung des Störungsrisikos abzuleiten.