Management von Artenvielfalt in der integrativen Waldwirtschaft
Projekttitel L57
Management von Artenvielfalt in der integrativen Waldwirtschaft
Hintergrund
Das Thema Artenvielfalt in Wäldern gewinnt in unsere Gesellschaft zunehmend an Bedeutung. Das Projekt „Management von Artenvielfalt in der integrativen Waldwirtschaft“ soll dazu beitragen, wissenschaftliche Grundlagen für Entscheidungsprozesse zu schaffen, die Auswirkungen auf die Artenvielfalt im Zuge der Bewirtschaftung von Wäldern haben. Das Projekt ist interdisziplinär ausgerichtet. Drei Fachdisziplinen der Technischen Universität München sind an dem Projekt beteiligt: der Lehrstuhl für Waldbau, der Lehrstuhl für Terrestrische Ökologie und das Fachgebiet Geobotanik.
In der Vergangenheit fanden Untersuchungen zur Artenvielfalt in Wäldern hauptsächlich auf unbewirtschafteten, geschützten Flächen statt. Der Großteil der Waldfläche in Deutschland wird aber forstwirtschaftlich genutzt. Integrative Forstwirtschaft hat das Ziel, Nutzung und Sicherung der Biodiversität aufeinander abzustimmen und so den Erhalt der Artenvielfalt auf der gesamten Waldfläche zu ermöglichen. Integrative Waldbewirtschaftung beinhaltet Maßnahmen wie die Förderung von Biotopholzstrukturen in Form von Habitatbäumen und Totholz, die Ausweisung von Trittsteinflächen und den Erhalt von Sonderstandorten mit spezifischer Artenvielfalt. Zur Kontrolle der Wirksamkeit dieser Maßnahmen sind neben Biodiversitätsanalysen in unbewirtschafteten gerade solche in bewirtschafteten Flächen nötig.
Projektziele
Im Rahmen dieses interdisziplinären, vom Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten geförderten, Projekts L57 sollen die Auswirkungen der heute praktizierten integrativen Bewirtschaftung auf die Biodiversität des Waldes erforscht werden. Dabei sollen sowohl Auswirkungen forstlich steuerbarer Parameter wie Baumartenzusammensetzung, Totholzmenge und Lichtverfügbarkeit als auch Effekte historischer Waldbewirtschaftung auf die Artengemeinschaften verschiedener taxonomischer Gruppen untersucht werden. Auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse werden konkrete Handlungsempfehlungen für die Praxis der integrativen Waldbewirtschaftung abgeleitet.
Projektbeschreibung
Als Untersuchungsgebiet dienen die ausgedehnten Staatswälder des Forstbetriebs Ebrach im Steigerwald. Hier finden sich neben geschützten Flächen, darunter einige der ältesten Buchenwälder Deutschlands, eine Vielzahl verschieden zusammengesetzter, bewirtschafteter Bestände. Ausgehend von den für den nördlichen Steigerwald charakteristischen Laubmischwäldern untersuchen wir, welche Auswirkungen die Bewirtschaftung in Form von Beimischungen verschiedener Arten auf die Artenvielfalt des Waldes hat. Neben reinen Buchenbeständen werden daher die Kombinationen Buche-Eiche, Buche-Kiefer, Buche-Fichte, und Buche-Douglasie untersucht (Abbildung 1). Der Anteil der beigemischten Baumart variiert dabei von gering (etwa 10% Grundflächenanteil) bis hoch (etwa 90% Grundflächenanteil).
Zusätzlich werden reine Buchenbestände sowie Buchen-Eichenbestände in Naturwaldreservaten beprobt, um Vergleiche zwischen bewirtschafteten und unbewirtschafteten Beständen ziehen zu können. Die Auswahl der Untersuchungsflächen erfolgte systematisch nach definierten Kriterien und führte zu einer gleichmäßigen Verteilung über das Untersuchungsgebiet.Seit Frühjahr 2017 haben die beteiligten Forschungsgruppen auf den ausgewählten Untersuchungsflächen eine Vielzahl von Datenerhebungen durchgeführt. Diese umfassen unter anderem die Vegetation in der Kraut-, Strauch- und Baumschicht, das vorhandene Totholz, die Lichtverhältnisse, und die Artenvielfalt der Käfer, Wanzen, Pilze und Vögel.
Wiederholung historischer Aufnahmen
In den 1980er Jahren hat Dr. Walter Welß in seiner Dissertation die Waldgesellschaften des nördlichen Steigerwaldes sorgfältig dokumentiert und charakterisiert. Damit existiert ein Datenschatz, der eine ausführliche historische Zustandsbeschreibung der Bodenvegetation in verschiedenen Waldtypen darstellt. Durch den Vergleich der historischen und der aktuellen Vegetationsaufnahmen derselben Bestände können Veränderungen der floristischen Zusammensetzung aufgezeigt und Hypothesen zu den Ursachen überprüft werden. Ein ganz entscheidender Vorteil bei diesen Vergleichen ist, dass die Vegetationsaufnahmen 2016 nicht nur auf denselben Flächen, sondern auch vom gleichen Bearbeiter wie in den 1980er Jahren vorgenommen wurden. Damit können solide Aussagen für die Biodiversitätsveränderungen abgeleitet werden.
L60: Skalierung der Effekte von Waldbewirtschaftung auf Biodiversität auf Landschaftsebene
Im Projekt L57 wird untersucht, wie sich die Baumartenzusammensetzung auf die Artenvielfalt integrativ bewirtschafteter Wälder auswirkt. Außerdem werden bewirtschaftete und unbewirtschaftete Buchen- und Buchen-Eichen-Bestände verglichen. Seit April 2020 wird im Projekt L60 untersucht, wie sich die gewonnenen Erkenntnisse auf höhere räumliche Skalen extrapolieren lassen. Hierbei interessiert vor allem, wie die Gesamtdiversität ausgesuchter Artengruppen auf Landschaftsebene durch eine Mischung von Beständen unterschiedlicher Baumartenzusammensetzung erhalten und optimiert werden kann. Ziel dieses Projektes ist außerdem, durch eine Verschneidung der Ergebnisse aus den Vorgängerprojekten L55 und L57 mit Daten der Forstinventur Biodiversitätsszenarien für Buchenwälder in ganz Bayern zu erstellen.
Wissenschaftliche Partner
Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft
Förderinstitutionen
- Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
- Bayerische Staatsforsten
Laufzeit
01.02.2016 bis 31.01.2019
01.04.2020 bis 30.09.2021