Wasserbüffel im Münchner Umland
Juli 2016
Studierende des Lehrstuhls stellen im Landratsamt Fürstenfeldbruck Ideen für eine innovative, multifunktionale Freiraumentwicklung vor
Die Region München zählt zu den 10 wichtigsten Metropolregionen in Europa. Die Zunahme des Flächenverbrauchs für Siedlung und Verkehr liegt bundesweit über dem Durchschnitt und hat in den vergangenen Jahren 2004 und 2010 bei rund 6% gelegen. Für den Landkreis Fürstenfeldbruck prognostiziert das Bayerische Landesamt für Statistik für die nächsten 20 Jahre einen Bevölkerungszuwachs von rund 15%. Er ist somit höher als der erwartete Zuwachs der angrenzenden Landeshauptstadt München, der bei ca. 13,5 % liegt.
Mit dem Bevölkerungszuwachs und der Siedlungsentwicklung nimmt der Druck auf die Freiflächen der Region zu. Zugleich wächst mit der Bevölkerung auch der Bedarf an Erholungsflächen. In der Folge kann es zu verschiedenen, zum Teil miteinander konkurrierenden, Nutzungsansprüchen kommen, was zu Konflikten führt.
Ein Semester lang haben sich Studierende vom Lehrstuhl für Strategie und Management mit verschiedenen Freiräumen im Landkreis Fürstenfeldbruck und ihren Entwicklungsmöglichkeiten beschäftigt. Das studentische Projekt wurde in enger Abstimmung mit dem Landkreis Fürstenfeldbruck durchgeführt. Die Ergebnisse wurden nun im Landratsamt präsentiert und gemeinsam mit Vertretern der Kommunen und des Landkreises diskutiert.
Die Untersuchungen zeigen, dass die Freiräume eine Vielzahl verschiedener Funktionen erfüllen können. So übernehmen sie wichtige ökologische Ausgleichfunktionen, beispielsweise für das Stadtklima. Weiterhin bieten sie einen vielfältigen Freizeitnutzen. Es zeigt sich, dass naturnahe Erholungsbereiche besonders geschätzt werden. Einen der wichtigsten Landnutzer in den untersuchten Gebieten stellt die Landwirtschaft dar. Hier sehen Studierende auch wichtige Partner bei der Freiraumentwicklung. Auch landwirtschaftlich geprägte Bereiche können eine hohe Erholungsqualität bieten, gerade in stark verdichteten Räumen, so die Studierenden. Es wurden verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, wie so ein partnerschaftlicher Nutzen aussehen kann. Neben den weithin bekannten Erdbeer-Pflückfeldern, können auch sogenannte „Mietfelder“ eine solche Möglichkeit darstellen, die dann von Anwohnern zum Gemüseanbau genutzt werden könnten. Solche Mietfelder böten nicht nur eine Einnahmequelle für Landwirte, sondern könnten den sozialen Austausch fördern und böten somit eine wichtige Aufenthaltsqualität.
Eine studentische Gruppe entwickelte sogar ein „Wasserbüffelprojekt“ als Möglichkeit zum Management von Freiräumen. Wenn Ochsenfleisch in Münchner Biergärten serviert werden kann, warum sollte man dann nicht auch Produkte von Wasserbüffel regional vermarkten können? – so die einhellige Meinung der Studierenden. Davon haben alle etwas: ein extensives Weidesystem kann verschiedene ökologische Funktionen erfüllen, eine Attraktion für Erholungssuchende bieten und zugleich eine Einkommensmöglichkeit für den Landnutzer darstellen. „Wasserbüffel in Fürstenfeldbruck sind ein Gewinn für die Natur, Landschaft, Erholung und den Landnutzer“, so das Credo der Studierenden.
Wenn Freiräume einen hohen Nutzen für die Erholung aufweisen, vielfältige soziale, wirtschaftliche und ökologische Funktionen miteinander verknüpfen, kann ihre Wertschätzung gefördert werden. Ein hoher Nutzen ist das beste Argument für den Erhalt von Freiräumen, fasst Werner Rolf, Projektbetreuer vom Lehrstuhl für Strategie und Management der Landschaftsentwicklung von der TUM, zusammen.
Die anschließende Diskussion verdeutlichte noch einmal, dass die unterschiedlichen Ansprüche eine große Herausforderung darstellen. Für die Planung besteht die Aufgabe darin die Entwicklung von Freiräumen so zu fördern, dass eine gute Balance gefunden wird. Darin waren sich alle Teilnehmer der Veranstaltung einig. Kreisbaudirektorin Reinhilde Leitz dankten den Studierenden für die frischen Ideen und wünschten ihnen alles Gute, für das anstehende Berufsleben als Landschaftsplaner.