Zurück zur Natur – Isar Geschichte und Zukunft PHUSICOS-Auftaktveranstaltung mit Isarpartnern Am 18. Januar 2019 fand am Lehrstuhl für Strategie und Management der Landschaftsentwicklung die Auftaktveranstaltung im PHUSICOS-Fallbeispiel Isar statt. 25 Teilnehmende von den zentralen Einrichtungen und Organisationen im Einzugsgebiet der Isar nahmen teil, etwa vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Wasserwirtschaftsämtern, vom Landratsamt Bad Tölz, WWF, von der Isar-Allianz, dem Verein zur Rettung der Bergwelt und dem Bayerischen Fischereiverein.
Das Kick-off diente dazu, um den lokalen Partnern die Ziele von PHUSICOS vorzustellen und erste Analysen für die Arbeitsgruppen „Produktinnovation“ (Arbeitsschwerpunkt 4, federführend Universität Neapel), „Lernprozesse“ (Arbeitsschwerpunkt 2, federführend Norwegisches Geotechnisches Institut), „Analyse der politischen und gesellschaftlichen Rahmensetzungen“ (Arbeitsschwerpunkt 5, federführend IIASA, Österreich) und „Reallabore“ (Arbeitsschwerpunkt 3, federführend TUM) durchzuführen. Während des Nachmittags arbeiteten die Teilnehmer an vier Kernthemen: der Geschichte der Isar, dem Co-Design des NBS-Bewertungsverfahrens, einer Ex-post-Bewertung des Isar-Plans und der Zukunft der Isar.
Zunächst stellte Roland Kriegsch vom Wasserwirtschaftsamt Weilheim in seinem Impulsvortrag aktuelle Renaturierungsmaßnahmen an der Isar vor. Ziel der vorgestellten Maßnahmen sind demnach neben Hochwasserschutz vor allem eine Verbesserung des ökologischen Zustands, Durchgängigkeit, Verminderung von Tiefenerosion durch Geschiebemanagement, Schutz der Deutschen Tamariske (Myricaria germanica) und Verbesserung der Nutzbarkeit und Zugänglichkeit für die Naherholung. Im Anschluss diskutierten die Teilnehmer die Wirkung von wichtigen Maßnahmen in der Vergangenheit aus heutiger Sicht. Viele der heute kritisch gesehenen Maßnahmen seien in ihrer Zeit zu sehen und damals positiv bewertet worden. Die abschließende Bewertung sei auch heute schwierig. Beispielsweise leisten Speicherseen und Ableitungen für die Wasserkraft trotz ihrer negativen sozialen und ökologischen Wirkungen auf den Fluss einen wichtigen Beitrag zur klimafreundlichen Energieerzeugung.
In einem nächsten Schritt erarbeiteten und bewerteten die Teilnehmer am Beispiel Isar ein Evaluierungsschema für naturbasierte Maßnahmen, das von der Universität Neapel entwickelt wurde (Arbeitsschwerpunkt 4). Insbesondere die Verbesserung des ökologischen Zustands war dabei allen Personen ein besonderes Anliegen, weniger wichtig der Kostenfaktor, wenn im Gegenzug gute Lösungen erzielt würden. Wichtig für einige Akteure war es, auch Wechselwirkungen und Rückkopplungen zwischen den Zielsetzungen zu betrachten.
Danach wurde in Kleingruppen der Isar-Plan bewertet. Der Isar-Plan als beispielhafte Maßnahme wurde bei der Bewertung in fast allen zentralen Punkten („Ambits“) des Bewertungskatalogs als besonders gelungenes Beispiel angesehen, insbesondere zur Reduzierung der Hochwassergefahren, technische Aspekte und Machbarkeitsaspekte, Umwelt- und Ökosystemdienstleistungen, Gesellschaft und lokale Wirtschaft. Der partizipative Prozess wurde dabei zentrales Element benannt, der den Isar-Plan zum Erfolg verholfen hatte.
In der abschließenden Diskussion wurde über die weitere Zukunft der Isar und die Rolle im Projekt PHUSICOS gesprochen. Als wichtige Themen wurde die noch notwendige Verbesserung des ökologischen Zustands und das Geschiebemanagement identifiziert. Die Isar-Hochwasserschutzinfrastruktur wurde für ein hundertjähriges Hochwasserereignis (HQ100) als ausreichend dimensioniert eingestuft. Die Ergebnisse der Klimawandel-Szenarien weisen jedoch darauf hin, noch mehr Maßnahmen im Flusseinzugsgebiet anzugehen. Zunächst sollten Niederschlags-Hotspots weiter analysiert werden und durch lokalen Maßnahmen entschärft werden. Die Teilnehmer unterstrichen das begrenzte Potenzial für weitere naturbasierte Maßnahmen zur Reduktion der Hochwassergefahren, da an der Isar nur sehr begrenzt Flächen zur Verfügung stehenden Flächen. Daher wurde als zentrales Handlungsfeld die Sicherung und Bereitstellung von Flächen angesehen, um der Isar mehr Raum für Natur zu geben, die auch Rückhaltepotenziale bei Starkniederschlagsereignissen bieten. Dabei wurde das gemeinsame Ziel von Akteuren betont, diese Belange vor Ort gemeinsam voranzutreiben und auf die Agenda zu setzen, damit diese Ziele umgesetzt werden können. Die Teilnehmer wiesen auf die Bedeutung des zivilgesellschaftlichen Engagements hin, um die Wasserwirtschaftsämter in ihrem Wirken zu unterstützen, um notwendige Verbesserungen für den Fluss als zentrale Priorität auf die politische Agenda zu setzen.
Die verschiedenen Akteure waren sich einig, dass das EU-Projekt PHUSICOS auf der Grundlage der Erfahrungen mit dem Isar-Plan anderen Projektgebieten aufzeigen kann, wie ziviles Engagement aktuelle Herausforderungen an die Spitze der politischen Agenda setzen kann und dies Umsetzung von naturbasierten Lösungen vorantreiben kann.