Geschichte des Lehrstuhls
Der Lehrstuhl für Vegetationsökologie bestand von 1993 bis 2010. Er ging aus dem Lehrgebiet Geobotanik hervor, das 1982 mit der Berufung von Jörg Pfadenhauer auf eine C3-Professur eingerichtet wurde. Vor diesem Zeitpunkt wurden vegetationskundliche Vorlesungen und Übungen für den Studiengang Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung von Mitarbeitern des Lehrstuhls für Landschaftsökologie und Lehrbeauftragten durchgeführt. Die Bedeutung geobotanisch-vegetationsökologischer Forschungsergebnisse für die deutsche Umweltpolitik vor allem seit der Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes im Jahr 1971 sowie die rasche Zunahme der Studentenzahlen in umweltorientierten Studiengängen machte die eigenständige Vetretung des Lehrgebietes notwendig.
Mit seiner Etablierung war es möglich, die Lehrveranstaltungen den Anforderungen des Studiengangs entsprechend zu erweitern sowie Geobotanik/Vegetationsökologie als eigenständiges Forschungsgebiet in Weihenstephan auszubauen. Im Vordergrund standen Untersuchungen zur Renaturierung ge- und zerstörter Feuchtgebiete sowie Konzeptionen zur Entwicklung belasteter Landschaftsräume. 1993 wurde das Lehrgebiet in einen Lehrstuhl zunächst mit der Bezeichnung Landschaftsökologie II umgewandelt; im Jahr darauf erhielt er den Namen Vegetationsökologie, der den Schwerpunkten in Forschung und Lehre besser entspricht. Zum Lehrstuhlinhaber wurde Jörg Pfadenhauer berufen.
Im Vordergrund der Forschungsarbeit steht seit einigen Jahren die Renaturierungökologie, die inzwischen weltweit als eigenes Forschungsgebiet anerkannt ist und sich um die sach- und zielgerechte Sanierung ge- oder zerstörter Ökosysteme bemüht. Dieser Schwerpunkt wird auch deutlich in der Umbenennung in "Lehrstuhl für Renaturierungsökologie" nach Berufung von Prof. Kollmann aus Kopenhagen. Neben den eigentlichen vegetationsökologischen Inhalten, zu denen auch die Populationsbiologie von seltenen und gefährdeten Arten sowie von Schlüsselarten für Renaturierungsprozesse gehört, erfordert dieser Schwerpunkt eine intensive Zusammenarbeit mit benachbarten Fachgebieten wie Bodenkunde, Hydrologie und Tierökologie. Seit 1990 ist am Lehrstuhl auch die (auf die Wildpflanzenvegetation bezogene) Agrarökologie etabliert, die Kapazitäten des Lehrstuhls vor allem im "Forschungsverbund Agrarökosysteme München" (FAM) bindet. Ein besonders vom Lehrstuhlinhaber bevorzugtes Forschungsgebiet ist die Moorökologie; der Lehrstuhl ist hier im Rahmen des in Nord- und Ostdeutschland angesiedelten BMBF-Verbundvorhabens "Ökosystemmanagement für Niedermoore" (Ökosyn) koordinierend tätig, aber auch in den süddeutschen Regen- und Grundwassermooren aktiv.
Es haben sich die Forschungsinteressen auf Ökosysteme in anderen Erdteilen erweitert. So gibt es eine Kooperation mit der Universidade Federal do Rio Grande do Sul in Porto Alegre, Brasilien. Forschungsobjekt ist das Grasland der immerfeuchten Subtropen mit seinem Feuer- und Beweidungsregime. Eine Arbeitsgruppe des Lehrstuhls beschäftigt sich mit den Feuchtgebieten des südlichen Afrikas, wo nicht nur die bis dato weitgehend unbekannte Verbreitung dieser Ökosysteme, sondern auch ihr Mangement (v.a. im Okovango-Delta in Botswana) den Schwerpunkt bildet. Schließlich ist auch eine Arbeitsgruppe in den Savannen der Südhemisphäre tätig; im Vordergrund ihres Interesses steht die Interaktion zwischen Gräsern und Gehölzen.